Tieraufstellung mit dem markierenden Kater Jerry
Liebe interessierte Mitleser, ich möchte euch heute an einer aufschlussreichen Tieraufstellung mit dem elfjährigen Kater Jerry und seiner anschließenden Entwicklung teilhaben lassen. Wir haben uns für eine Tieraufstellung anstatt einer Tierkommunikation entschieden weil es hier um das Kernproblem Unsauberkeit geht. Die Namen wurden verändert und alle Beteiligten sind mit einer Veröffentlichung einverstanden.
Zur Vorgeschichte: Jerry lebte bis vor 4 Monaten noch in einer anderen Familie mit einem Baby und 2 weiteren Katzen zusammen. Seit seiner 8. Lebenswoche war er dort zu Hause und markierte aber seit einigen Monaten. So schlimm, dass er von einer Verwandten (dem jetzigen Frauchen Margit) zu sich und ihrem Mann geholt wurde. Vor dem Mann zeigte Jerry Angst und wollte keine Nähe zulassen.
Die Situation geriet völlig aus dem Ruder als das neue Frauchen für ein paar Tage geschäftlich unterwegs war. 4 Tage lang verschwand der Kater und als sein Frauchen wieder zurück kam, markierte er mehrmals auf ihre Koffer. Anschließend auch in die Zimmer, aufs Bett etc. so dass es überall unangenehm roch.
Was braucht es, damit Jerry mit dem Markieren aufhört? Möchte er doch wieder zurück zur alten Familie? Welche Bedürfnisse und Wünsche hat Jerry eigentlich?
Um ganz neutral zu sein, hat eine menschliche Stellvertreterin die Rolle von Jerry übernommen und so bekamen wir Aufschluss.
Los geht’s..
Jerry ist verwirrt.. „Immer wenn ich mich eingewöhnt habe, verändert sich etwas. Spiele nur die 2. Geige! Erst bin ich die Hauptattraktion, dann kommt da so ein schreiendes Etwas (Baby der 1. Familie).
„Dann ein anderer Haushalt und die Liebste (das neue Frauchen) ist nicht mehr dort! Ich fand es grade gut dort! Ich hasse Koffer, denn sie bedeuten Veränderung! Veränderungen wenden sich für mich zum Negativen! Koffer = Veränderung!“
„Abgespalten.. ich war alleine. Wenn ich alleine bin und mich allein fühle und einsam bin, dann passiert etwas. Urinstinkte. Hat sich eingebrannt.. Habe schlimme Dinge erleben müssen.“
„Frauchen Margit ist sehr nett. Habe mich grade an sie gewöhnt. Ich bin austauschbar. Wenn sich die Situation verändert muss ich gehen. Ich bin stumpf und habe meinen Platz noch nicht gefunden.
Die beiden Katzen sind überhaupt nicht wichtig für mich. Bin menschenbezogen weil ich durch Menschen gerettet wurde. Allein hätte ich es nicht geschafft.“
„Männer?! Das neue Herrchen ist mächtiger! Kitten ertränken, das hat der Hausherr erledigt! Deshalb meine grundlegende Angst vor Männern.“ (Jerry wurde halb verdurstet und verhungert als 8 Wochen altes Kitten gefunden. Mehr ist aus seiner Vorgeschichte nicht bekannt.)
„Versuche krampfhaft mein Zuhause zu markieren. Möchte ankommen und mich Zuhause fühlen. Abstand von Margit ist unerträglich. Habe doch nichts falsch gemacht und sie hat mich verlassen! Die Koffer haben mir den Rest gegeben, ich fing grade an mich Zuhause zu fühlen. Nehme Veränderungen schwer an.“
„Will bei dem großen Dunklen (Herrchen) nicht bleiben. Kopfkino.. schwer auszuschalten.“
„Habe Angst und werde für meine Reaktion noch bestraft... Konnte das so nicht hinnehmen. Wenn ich unbequem werde, gibt man mich weg!“
Jerry erhält ein Symbol von mir, dass er seine negative Vergangenheit und Ängste vor Männern gehen lassen darf. Er kann die Vergangenheit fort legen und fühlt sich nun geerdet.
„Es macht mich traurig, dass ich von Margit weg muss. Der war ich wichtig und das hat mich froh gemacht. Halte das nicht aus wenn sie weg ist. Aber es fühlt sich gut an wenn die Vergangenheit gehen lassen kann.“
„Ich muss wieder gehen, bin nicht gut und sauber genug. Macht mich völlig fertig. Hier ist es so schön ruhig. Habe Margit bestraft.. sie war weg. Habe die Koffer bestraft weil sie mir Margit weggenommen haben.“
„Habe Angst zu versagen.. schnürt mir die Kehle zu. Fühle mich nicht willkommen! Unten (in der anderen Familie) sind noch 2 Katzen. Weiß nicht ob ich das will. Menschen sind wichtiger. Vom Herzen her würde ich lieber hier bleiben, vom Verstand her weiß ich nicht ob ich es schaffe.“
„Habe Ängste, ob Margit nicht wieder kommt. In meiner ersten Familie lebe ich eher unter „ferner liefen“. Möchte eigentlich bei Margit bleiben. Kann nur versprechen, dass ich mich anstrenge und vielleicht habe ich jetzt auch die Kraft Margits Mann näher zu kommen und offener zu werden.“
„Meine erste Familie hat genug mit sich zu tun, die beiden anderen Katzen auch. Es ist nicht einfach. Aufschub ist eine Herzenssache.“
„Ich möchte doch auch so gern glänzen. Mag Margit total gerne. Ich verspreche mich auch mit dem Hausherrn zu arrangieren. Das ist mir auch wichtig! Ich füge mich meinem Schicksal. Könnte es akzeptieren in der alten Familie, wäre dort aber nichts Besonderes. Eben Einer von Vielen. Zu Margit hatte ich sofort eine Bindung und ich biete deshalb Veränderungen an. Habe das als Fehler gewertet. Bei Margit hätte ich Exklusiv- Rechte.“
„Margit ist herzlich und betüddelt mich. Das tut mir gut. Ich kann auch nicht besser sein als das Baby in der alten Familie. Würde auch beide Katzen aufmischen, aber was käme dabei heraus?! Bin als Letzter gekommen und der Erste, der geht. War immer so!“
„Das Wichtigste wäre in einem Zuhause anzukommen. Bin ruhiger, bekomme ein Gefühl von Urvertrauen, fühle mich geschützt und gefestigt. Hätte eine Chance mich neu auszurichten. Habe von hinten Halt. Es geht um ganz viel.. Ängste.. Zweifel. Würde mir so viel bedeuten denn ich mag Margit so sehr.“
Jerry platziert ein Symbol für Vertrauen und einem Verhalten, welches allen Beteiligten das Vertrauen zurückgeben soll. Das positive Erwartungen erfüllt werden bzw. nicht mehr markiert werden muss.
„Nicht mehr markieren und erstmal überlegen. Wenn ich weiß, dass Margit immer wiederkommt, ist die Not nicht mehr so groß. Dachte, sie kommt nicht mehr zurück. Ich vertraue, dass vom Hausherrn nichts Böses kommt, auch wenn Frauchen weg ist.“
Ich lasse Jerry zum Abschluss eine Karte ziehen (Lebenskarten von Barbara Völkner). Darauf steht: Ich will mehr wahrnehmen und beobachten und weniger beurteilen.
Was Jerry daraus mitnehmen kann? „Ich lebe im Hier und Jetzt. Sollte Situationen nicht beurteilen wenn ich die Hintergründe nicht kenne. Habe Vieles zu Schwarz gesehen und sollte vertrauen können. Ich kann es so annehmen. Fühlt sich gut an! Keine Kurzschlussreaktionen mehr. Angst um Nichts hilft mir nicht. Werde ich irgendwann glänzend? Innere Ruhe darf einkehren.“
„Möchte sagen egal wie es kommt: Ich nehme mehr wahr, beobachte und beurteile nicht. Das Gespräch hat mir gut getan. Bin gefestigt und danke dir sehr.“
-ENDE-
Nach unserer Aufstellung hat Jerry eine Woche in seiner alten Familie verbracht um danach wieder zu Margit und ihrem Mann umzusiedeln. Beide fuhren in ihren lange geplanten Urlaub und versprachen dem Kater, dass sie ihn anschließend wieder zu sich holen werden.
Jerrys Entwicklung bleibt auch nach ein paar Wochen durchgängig positiv. Er markiert nicht mehr und lässt inzwischen mehr Nähe zum Herrchen zu. Jerry hat sich zu einem selbstbewussten, kecken Kater entwickelt der sein Frauchen fordert und lautstark um Streicheleinheiten bittet. In seinem neuen Zuhause steht Jerry absolut im Mittelpunkt und genießt das sehr. Er darf in Frauchens Bett schlafen, Freigang genießen und lässt sich auch von anderen Kindern gern kraulen. Auch tageweise Trennungen vom Frauchen werden akzeptiert und sind kein Grund mehr um zu flüchten oder wieder unsauber zu werden.
Ich bin mir sicher, dass Jerry nun so „glänzt“, wie er es sich gewünscht hat.